Info: »Komm, lieber Tod«
Auf dem diesjährigen DGPPN-Kongress in Berlin konnte ich einem interessierten Fach-Publikum die YouTube-Serie »Komm, lieber Tod« vorstellen. Über 500 Zuhörerinnen und Zuhörer folgten dem Vortrag.
Unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Manfred Wolfersdorf habe ich zusammen mit dem Produzenten der Serie, Paul Lücke, über das Thema: »Social Media und Suizidprävention?« referiert. Über Suizid offen
sprechen bedeutet immer, eine Balance zu finden zwischen einem möglichen Nachahmereffekt und einem präventiven Effekt. Diese Effekte sind auch als Werther- und Papageno-Effekt bekannt (zum
Papagenoeffekt siehe mein Interview mit Prof. Dr. Niederkrotenthaler, dem Namensgeber --> klick).
Zunächst ordnete unser Experte, Prof. Dr. Wolfersdorf, die Begriffe definitorisch und kulturhistorisch ein. Danach stellte Paul Lücke seinen Verein Stigma e.V. und das Konzept »Lernen aus Lebenserfahrung« vor. Seine erfolgreichen und von ihm produzierten YouTube-Serien über Drogensucht (»Shore,
Stein, Papier«) und Suizid, eben »Komm, lieber Tod«, motivierten ihn zur Vereinsgründung und
der Ausarbeitung eines Bildungskonzeptes. Zentrale These seines Engagements ist, dass der Mensch mit seinen Emotionen im Vordergrund steht. Durch die Erfahrungen, die die Protagonisten gemacht
haben, sollen andere Menschen profitieren können. Wichtig ist, offen und ungeschminkt über Erfahrungen zu berichten, frei von redaktionellen Vorgaben oder Zwängen und ohne moralischen
Zeigefinger.
Die Rückmeldungen der Zuschauer auf YouTube sind bei beiden Serien überragend positiv. Ebenso ging Paul Lücke auf die Kritik der Stiftung Deutsche Depressionshilfe (Prof. Hegerl) ein, der die Serie »Komm, lieber Tod« für den Werther-Effekt abmahnte.
Statt sich konstruktiv mit der Thematik und auch den positiven Zuschauerreaktionen auseinanderzusetzen, wurde von Seiten der Stiftung reflexartig, eigentlich fast schon zwanghaft, der Werther-Effekt bemüht. Und genau da gilt es anzusetzen, um zum einen gesellschaftliche Realitäten anzuerkennen und zum anderen ein Meinungsmonopol, wie über diese Themen gesprochen werden darf, zu brechen. Denn die Protagonisten verfügen über ausreichend Erfahrung und Empathie über diese Themen angemessen zu referieren.
Im Anschluss an diese Ausführungen wurden den Zuhörerinnen und Zuhörern während 36 Minuten Ausschnitte aus der 61-teiligen Serie gezeigt. Die nachfolgende Frage&Antwort- sowie lebhafte Diskussionsrunde zeigte, wie groß das Interesse des Publikums an dem Thema und der Serie war. Nach der Veranstaltung wurden wir sogar noch vor der Kongresshalle von Zuhörern angesprochen. Gelobt wurden die authentische und beeindruckende Darstellung. Und wie sagte eine Zuhörerin eindrücklich ...
»... jeder Psychologe oder Therapeut bzw. jeder, der in der Suizidprävention tätig ist, sollte diese Serie kennen!«